WERDEN SIE INHABER DIESER GEDENKSEITE UND VERWALTEN SIE DIESE.
Neueste Einträge (3)
Kondolenz
Gedanken
26.08.2023 um 08:50 Uhr von Hans-Jürgen LangerGuten Tag, Frau Heike Smula! Am 23.8.23
Dieser Brief eines Unbekannten an eine Unbekannte beginnt bereits mysteriös.
Mit einem Anruf auf meinem Anrufbeantworter, der freilich nicht antwortete, sondern nur speicherte: Die akzentfreie weibliche Stimme, die keinen Namen nannte, jedoch einen Hans-Jürgen sprechen wollte. Keine Rufnummer; sie legte auf und ließ mich nach dem Abhören raten. Dank meines guten Gewissens war die Damenbekanntschaft mit meiner Telefonnummer extrem begrenzt, wenn da nicht dieses hochdeutsche „Hans-Jürgen“ gewesen wäre, - viel mehr gab´s da nicht - würde ich bei schwäbischem Einschlag auf Gitti, meine Kusine Gitti! tippen.
Ich gab mir nach langer, (zu langer) Überlegung einen Ruck, wählte „Smula“ und lauschte – wie Gitti wohl vor Wochen – ohne Anschluß, auch kein „Beantworter“. Wo war Gitti? Gudrun – meine Partnerin – und ich rätselten. War sie´s, war sie´s nicht?
Ich wollte die Frage endlich beantwortet haben.
Was macht man heute? Genau, ich befragte den Browser.
Der nannte mir sofort 2...3 Smula in Heidenheim, aber keine Gitti/y. Ich brauchte aber die Gitti!
Ein Bestattungsunternehmen bot mir eine Brigitte Smula an, wie kommt sie an dieses Geschäft? Der logische Kreis schloss sich plötzlich!
Mir wurde traurig zumute. Bilder schossen mir durch den Kopf, wenige, ohne Zusammenhang, Jahrzehnte Abstände.
Uns banden eigentlich nur unser Opa, der alte Machol aus Bad Warmbrunn in Schlesien. Da gab es am Ende 1945 in Warmbrunn die Töchter Hedwig (Langer+), Emmi (Stellmacher+) und in Breslau Luzi (Obst+).
Auf der Flucht vor Russen setzte sich die Warmbrunner-Gruppe mit zwei PKW ab, gesteuert jeweils von Hedwig+ und Emmi+und dem Vater Machol. Der wurde von Polen herausgeholt und abgestochen. Die beiden Frauen fuhren Richtung Tschechei bis Ihre leeren Tanks dazu führten, von flüchtenden Wehrmachts-LKW per Abschleppstange ein Stückchen mitgenommen zu werden. Der Restweg führte per pedes zurück in die Heimat, zum (freundlichen!) Russen.
Ihre Familie Obst flüchtete komplett – Vater, Mutter, Tochter Gitti+ aus dem vernichteten Breslau und landete (wahrscheinlich auch auf Umwegen) in Heidenheim. Dort stiegen Obst rasch (Taxigewerbe) auf. Bis dann einige Zwischenfälle das Weitersteigen verhinderten.
Die Machols wurden in alle Länder der BRD zerstreut; Kontakte brachen ab, jeder hatte seinen eigenen Rucksack zu tragen.
Nun sind die restlichen „Flüchtlinge“ dran, dann ist dieses Thema abgestorben, Geschichte. Wen nicht der Krieg, die Zwischenzeit geholt hatte, der ist nun wie üblich mit Krankheiten dran. Was ich auch bei Gitti vermuten muß; dieses Abbröckeln ist doch natürlich notwendig und kann erlösend sein. Man wird weder frei noch gebunden, man ist weg. Nur noch eine immer geringerwerdendes Raunen.
Wie ich jetzt gerade über Gitti raune.
Von der fernen Schwester Ursel weiß ich auch nur ein Hall. Vom Bruder, Ihrem Onkel, habe ich gar den Namen vergessen
(Vergessen ist eine neue Neigung von mir, deshalb schreibe ich Ihnen schlagzeilenmäßig was mir gerade einfällt).
Ich habe noch einige, wenige Bilder Ihrer Mutter aus Kindertagen und bei einem Urlaubs-Besuch von uns in Heidenheim. Dort wurde gerade Ihre Oma aus ihrer Wohnung ins Altersheim verfrachtet, was der alten Dame Luzi verständlicherweise gar nicht gefiel. Eigentlich wollte ich meine Tante Luzi besuchen. An Gitti dachte ich dabei nicht. Aus der Wohnung war Oma Luzi bereits raus, jedoch eine ältere Schwäbin konnten mir sagen wo Oma/Tante nun steckt. Diese Schwäbin wollte wissen, was ich von Frau Obst denn wolle: ich erkannte Ursel nicht mehr, Ursel erkannte mich nicht. Das Alter hat zugeschlagen.
Auf dem Bild sind wir Besucher mit den beiden Obst-Ablegern zu sehen. Das war´s dann.
Falls Sie also an diesem Bildnachlaß – 2 ganz alte / 2 letzte - interessiert sein sollten, schicke ich Ihnen ein DIN-A5-Seite; einfacher wäre Ihre email-Adresse?
Aus geographischer und biologischer Ferne grüßt Sie etwas wehmütig mit freundlichen Grüßen:
Langer, aus dem mütterlichen Geschlecht der Machols.
